Reisen ist eine Tugend, Tourismus eine Todsünde

Die Überschrift ist ein Zitat von Werner Herzog, dem berühmten Regisseur und dem "geliebten Feind" Klaus Kinskys. Ich weiß nicht, was Herzog bewegte, als er den Satz sagte. Fiel er im Streit mit Kinsky? Zum Beispiel als der Schauspieler während der vielen Dreharbeiten in Südamerika über Mosquitos, Indianer und das Drehbuch fluchte und sich an eine Beachbar von Rio de Janeiro wünschte?
Herzogs Hintergrund muss ich nicht verstehen können, aber die trockene und prägnante, so tiefe Aussage bewegt mich. Was ist der Unterschied zwischen Reisen und Tourismus? Kein äußerer, leicht sichtbarer.
Es ist nicht der Economy-Platz im Billigflieger, nicht die Kamera um den Hals, sicher nicht der Longdrink am Strand.
Der Unterschied steckt in unserer Wahrnehmung: konsumieren wir die Welt oder fühlen uns als Teil von ihr? Diese Überlegung führt von der Reise/Tourismus-Unterscheidung weiter: zur Werteskala des Menschen, zur Moral.
Dieser Blog soll verschiedene meiner Reise-Eindrücke und -Gedanken transportieren. Es gibt keine Chronologie. Ein roter Faden zieht sich durch: der beständige Versuch zum Respekt vor mir Unbekanntem. Denn es urteilt sich viel zu leicht über Dinge, die man nicht versteht.